Akute Bronchitis
Als akute Bronchitis wird eine neu entstandene Entz�ndung der gr��eren verzweigten Atemwege - der Bronchialsystem|Bronchien - mit Husten, Schleimproduktion und Fieber sowie weiteren Allgemeinsymptomen bezeichnet. Wenn - wie das h�ufig der Fall ist - auch die Luftr�hre mit betroffen ist, spricht man von einer akuten Tracheobronchitis.
Zusammenfassung
Die Diagnose einer akuten Bronchitis ist eine der meistgestellten Diagnosen in Allgemeinmedizin|Allgemeinpraxen, obwohl bez�glich Definition und Pathophysiologie oft Unklarheiten bestehen. Sie ist in bis zu 95% die Folge einer viralen Infektion - die allerdings den Boden f�r eine bakterielle Superinfektion bereiten kann. Dennoch wird sie meist prim�r antibiotisch behandelt, obwohl es wenig gesicherte Hinweise f�r die Wirksamkeit von Antibiotika bei dieser Indikation gibt.
Epidemiologie
Ein Grund f�r die h�ufige Diagnose ist die unreflektierte Zusammenfassung verschiedener Krankheitsbilder unter diesem Begriff. Da klare krankheitsspezifsche Symptome ebenso wie richtungsweisende Laborparameter fehlen, wird oft jeder Husten bei Infekten der oberen Luftwege, allergischen Syndromen oder sogar eine Sinusitis als Bronchitis bezeichnet.
Die tats�chliche akute Bronchitis ist meist Virus|viral bedingt. Das Erregerspektrum ist jenem bei banalen Erk�ltungen sehr �hnlich. F�r den kleinen Teil der bakteriell verursachten Bronchitiden sind meist Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae) und Chlamydien (Chlamydia pneumoniae) verantwortlich.
In einer Studie konnte belegt werden, dass Patienten mit akuter Bronchitis eine auf das 6,5-fach erh�hte Pr�valenz von Asthma bronchiale in ihrer Vorgeschichte aufwiesen und ein 9-fach erh�htes Risiko hatten, in der Folge die Diagnose eines Asthma bronchiale gestellt zu bekommen. Das ist ein Hinweis auf eine beiden Krankheitsbildern zugrundeliegende bronchiale Hyperreagibilit�t.
Eventuell spielt eine unbehandelte Chlamydieninfektion der Luftwege eine wichtige Rolle f�r den Wandel einer akuten Bronchitis in ein Asthma bronchiale.
�tiologie
Die Datenlage, in wieviel Prozent der F�lle eine Virus-, Bakterien- oder Pilzinfektion der Bronchien vorliegt oder auch nicht infekti�se Ursachen anzuschuldigen sind, ist , wenn man die H�ufigkeit und die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Krankheit betrachtet, ziemlich bescheiden.
Die DRG Codierung der Krankheiten im deutschen Gesundheitswesen unterscheidet mehrere verschiedene erregerbezogene Formen der akuten Bronchitis. Auch wird die Diagnose mit Keimnachweis besser verg�tet. Es w�re also zu erwarten, da� sich zunehmend bessere Aussagen �ber die einzelnen Erreger der akuten Bronchitis machen lassen. Leider werden die Daten hierzu noch kaum ver�ffentlicht und kritisch gesichtet.
In der Codierung werden explizit folgende Erreger unterschieden:
- J20.0 Akute Bronchitis durch Mycoplasma pneumoniae
- J20.1 Akute Bronchitis durch Haemophilus influenzae
- J20.2 Akute Bronchitis durch Streptokokken
- J20.3 Akute Bronchitis durch Coxsackieviren
- J20.4 Akute Bronchitis durch Parainfluenzaviren
- J20.5 Akute Bronchitis durch Respiratory-Syncytial-Viren RS-Viren
- J20.6 Akute Bronchitis durch Rhinoviren
- J20.7 Akute Bronchitis durch ECHO-Viren
- Akute Bronchitis durch Influenza- und Parainfluenzaviren
Symptome und Befunde
Husten und obstruktive Symptome wie der oft vorhandene Stridor werden durch die Entz�ndung der Bronchialschleimhaut mit dadurch bedingter Schwellung und Schleimproduktion verursacht.
Der Husten ist zun�chst meist trocken, da die Schwellung der Schleimh�ute aufgrund der infektbedingten gesteigerten Durchblutung (lat.: Hyper�mie) der Produktion von Schleim vorangeht, mit dessen Bildung wird der Husten "produktiv". Der Auswurf - in der medizinischen Fachsprache als Sputum bezeichnet - ist z�h- oder d�nnfl�ssig, bei viraler Entz�ndung klar bis gr�ulich, oft aber auch - wie bei einer bakteriellen Entz�ndung - gelb-gr�n gef�rbt.
Die mittels Spirometrie beurteilte Lungenfunktion zeigt bei ca. 60% der Patienten �hnliche Werte wie bei einem milden Asthma bronchiale. Da sich dieses bei wiederkehrenden akuten Bronchitiden, die durch Chlamydien hervorgerufen wurden, m�glicherweise entwickeln kann, sollten sich Patienten nach Abklingen der akuten Symptomatik einer Kontrolle unterziehen.
Diagnose
Die k�rperliche Untersuchung kann wohl die Verlegung der Atemwege best�tigen, wichtiger ist jedoch die Anamnese: oft ist ein n�chtlicher Husten das alleinige Symptom einer akuten Bronchitis. Routinem��ig durchgef�hrte Untersuchungen des Sputums bringen entweder keine Ergebnisse oder sind nicht kosteneffektiv.
In den 25% der F�lle, die an einem l�nger als vier Wochen anhaltenden Husten leiden, sollte jedoch eine Pertussis ( Keuchhustenserologie) veranlasst werden.
Differentialdiagnose
- Banale Erk�ltung
- Grippe
- Keuchhusten
- Asthma boronchiale|Bronchialasthma
- Reflux�sophagitis
- berufliche Exposition gegen�ber toxischen oder Allergogen|allergogenen Substanzen
- Lungenentz�ndung
- Herzinsuffizienz
- Bronchuskarzinom
- Schluckst�rungen mit Aspirationen
- Lungenaspergillose und Aspergillom
Therapie
Antibiotika
Der Patient, der schon einmal ein Antibiotikum bei einer banalen Infektion der Luftwege erhalten hat, wird aufgrund der baldigen Besserung der Beschwerden bei einer n�chsten �hnlichen Episode wieder ein Antibiotikum von seinem Arzt verlangen.
Der Arzt selbst wird es im Zweifelsfall verordnen, denn die Erwartungshaltung seitens der Patienten ist gro�. F�r die Wirksamkeit von Antibiotika bei der akuten Bronchitis gibt es jedoch wenig Anhaltspunkte. Sogar bei nachgewiesener Infektion mit Mykoplasmen (z. B. ''M. pneumoniae'') gibt es wenig gesicherte Daten, die den Nutzen einer Antibiotikagabe belegen. Die Gabe des richtigen Antibiotikums zur richtigen Zeit erfordert hier wie bei anderen Erkrankungen �rztliche Kunstfertigkeit.
Hustenmittel
Die Gabe eines den Hustenreiz stillenden Mittels kann kontraproduktiv sein, da das produzierte Sputum abgehustet werden sollte. Bei Klagen �ber eine gest�rte Nachtruhe muss an eine Reflux�sophagitis oder eine Herzinsuffizienz gedacht werden, die beide im Liegen deutlich vermehrt Symptome verursachen k�nnen.
Ansonsten liegen kaum Daten �ber den sinnvollen Einsatz von den Antitussivum|Hustenreiz stillenden oder das Abhusten erleichternden Mittel (|Expektorantien) vor.
Bronchodilatoren
Die Studien, die den Nutzen von das Bronchialsystem erweiternden Substanzen (Bronchodilatoren) belegten, waren fast alle klein. Eine mittelgro�e Studie konnte keinen Nachweis f�r deren Wirksamkeit erbringen.
Nichtmedikament�se Ma�nahmen bei akuter Bronchitis
Es gibt eine Reihe von nicht medikament�sen Ma�nahmen, die ein Patient mit akuter Bronchitis als
angenehm empfindet und die wahrscheinlich hilfreich sind. Bei der guten Spontanheilungsrate ist allerdings ein Wirkungsnachweis nur schwer zu f�hren. Brauchbare Aussagen erh�lt man von Patienten, die rezidivierend immer wieder unter einer akuten Bronchitis zu leiden haben. Nach dem Ausprobieren der verschiedensten Ma�nahmen bleiben meist 3 oder 4 Ma�nahmen �brig, die diese Patienten als wirksam erachten:
K�hle, feuchte und frische Luft
Da eine Entz�ndung der Bronchien vorliegt, wird k�hle, feuchte und frische Luft als lindernd empfunden. Meist schl�ft der Patient mit immer wieder auftretender Bronchitis warm eingepackt bei offenem Fenster, es sei denn es herscht sehr kalte trockene Winterluft unter - 10 Grad Celsius. Trockene, warme Luft wird als unangenehm betrachtet und gemieden. Die Empfindlichkeit gegen�ber Luftschadstoffen wie beispielsweise Zigrattenrauch ist erh�ht.
Nahrungsmittel, die nicht kratzen
Da bei der akuten Bronchitis meist auch der Rachen mit entz�ndet ist, werden fl�ssige Nahrungsmittel wie Wasser und Milch, Apfelbrei und Joghurt als angenehm, hingegen br�selige trockene Nahrungsmittel als unangenehm empfunden.
Kaltwasseranwendungen (''Kneippsche G��e'')
Kurzfristig Kaltwasseranwendungen wie Arm-, Bein- oder Oberk�rperg��e f�hren zu einer Aktivierung des Sympathikus, damit zu einer Weitstellung der Bronchien und Nasenh�hlen und werden meist als angenehm und krankheitsverk�rzend empfunden.
Anpassung der Temperaturregulation
Im Rahmen der akuten Bronchitis herrscht ein ziemliches Durcheinander der Temperaturregulation im K�rper. Man kann gleichzeitig an den F��en frieren und am Kopf schwitzen. Die Schwitzneigung ist generell verst�rkt. Bereits bei geringer Anstrengung kommt man vermehrt ins Schwitzen um kurz danach wieder zu frieren, da man mit verschwitzter Kleidung schnell friert. So mu� man st�ndig in Sachen Temperaturregulation nachhelfen: Ist der K�rper verschwitzt, sollte man ihn kalt abwaschen und wieder trockene Kleidung anziehen. Friert man, dann sollte man sich warm anziehen und sich bewegen, um die K�rpertemperatur wieder anzuheben.
Allzulange Bettruhe ist zu vemeiden
Da man bei leichter K�rperaktivit�t die Bronchien erweitert und besser abhustet, ist ein gem�tlicher Spaziergang im Wald 2-3 mal t�glich von etwa 30 - 60 Minuten Dauer wahrscheinlich besser als eine dauernde Bettruhe. Allerdings ist die Voraussetzung, da� man nicht extrem hohes Fieber hat und der Kreislauf kollaptisch wird.
Prognose
Die akute Bronchitis heilt meist ohne Behandlung nach mehreren Tagen oder manchmal Wochen ohne Komplikationen ab. Die Symptome halten meist f�r nicht l�nger als 10 Tage an. In seltenen F�llen kann der Husten mehrere Monate bestehen, wobei dann an einen Keuchhusten, ein Asthma bronchiale oder Asthma cardiale| cardiale, eine Tumorbildung oder eine chronische Pneumonie gedacht werden sollte.
Prophylaxe
- F�r Raucher besteht das beste Mittel zur Verhinderung (wiederkehrender) akuter Bronchitiden darin, mit dem Tabakrauchen|Rauchen aufzuh�ren.
- Die empfohlenen Schutzimpfungen - gegen Grippe und Keuchhusten (auch f�r Erwachsene) - reduzieren die Gefahr, sowohl an diesen Leiden wie auch aufgrund des geschw�chten Allgemeinzustandes an eventuellen Folgeerkrankungen zu erkranken.