Malignes Neuroleptisches Syndrom bei KRANKHEITEN.DE
Krankheiten
A - Z
Krankheits-
symptome
Krebs
Special
Kinder-
krankheiten
Suche Klinik-Suche

Gesundheit
rund um die Uhr



Psychiatrie
Übersicht
Laborwerte
Klinik-Suche
 

Malignes Neuroleptisches Syndrom

Das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) ist eine seltene Nebenwirkung der Einnahme von Neuroleptika. Es stellt einen in der Psychiatrie gefürchteten Notfall dar, weil es schnell verläuft und rasch lebensbedrohliche Komplikationen verursachen kann.

Entstehung des MNS

Dopaminmangel-Hypothesen

Es existieren verschiedene Hypothesen zur Entstehung des MNS. Als Ursache wird generell ein Dopaminmangel durch postsynaptische D2-Blockade vermutet.

Wodurch Muskelsteife und -zerfall (siehe Malignes Neuroleptisches Symptome) bedingt sind, ist bislang ungeklärt.

Szenario eines MNS

Das maligne neuroleptische Syndrom kann im Prinzip jederzeit während einer Neuroleptika-Therapie entstehen. 96% aller MNS-Fälle treten jedoch innerhalb von 4 Wochen nach Beginn der Einnahme auf, wiederum die meisten davon in den ersten 1-3 Tagen. Neben Neuroleptika kommen auch andere ZNS-wirksame Stoffe als Auslöser in Frage.

Selten kann ein MNS auch nach einer Dosiserhöhung oder während einer niedrig dosierten Behandlung auftreten (dies nur bei hochpotenten Substanzen wie beispielsweise Haloperidol).

Das Risiko eines MNS ist bei den Atypisches atypischen Neuroleptika offenbar geringer als bei den älteren Substanzen. Es ist dennoch nicht Null (während etwa um 1970-1980 noch angenommen wurde, dass z. B. Clozapin kein MNS auslöst).

Auslösende Arzneistoffe

Als Auslöser eines MNS kommen in Betracht:
  • Carbamazepin
  • Chlorpromazin, Perazin, Pipamperon, Triflupromazin (niederpotente Neuroleptika)
  • Chlorprothixen, Flupentixol (Phenothiazine, Thioxanthene)
  • Desipramin, Trimipramin (Trizyklische Antidepressiva)
  • Domperidon, Metoclopramid (Prokinetikum, Prokinetika)
  • Fluphenazin, Perphenazin (Phenothiazine allgemein)
  • Haloperidol, Benperidol, Melperon (Butyrophenone)
  • Lithium
  • Pimozid
  • Risperidon, Zotepin (atypische Neuroleptika)
  • Sertralin, Escitalopram (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer- SSRI)
  • Sulpirid, Amisulprid (Benzamide)
  • Tiaprid
  • Venlafaxin (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer- SNRI)
  • und andere mehr.

Risikofaktoren

Die Entstehung des malignen neuroleptischen Syndroms kann durch Risikofaktoren begünstigt werden. Dazu zählen beispielsweise:
  • MNS in der Anamnese:
    • speziell in den ersten beiden Wochen nach einem MNS besteht extremes Risiko des Wiederauftretens
    • rasche Dosiserhöhung eines Neuroleptikums
    • Einnahme hochpotenter (stark antipsychotisch wirkender) Neuroleptika
    • hohe Dosierung
    • bestehende Gehirnschäden
    • Neuroleptika-Verabreichung an Kinder oder Jugendliche
    • parenterale Neuroleptika-Verabreichung (intravenösi. v., intramuskuläri. m.)

    Symptome

    Das maligne neuroleptische Syndrom ist typischerweise gekennzeichnet durch:
  • extrapyramidal-motorische Störungen - darunter:
    • Akinese, Rigor; extreme Muskelsteife (Rigidität) (ähnlich dem Befund bei maligner Hyperthermie)
    • nur gelegentlich: Tremor
    • Hyporeflexie
    • Opisthotonus, Trismus
    • Blickkrämpfe, u. a.
  • Vegetative Entgleisung - beispielsweise mit:
    • Fieber, starkem Schwitzen
    • Tachykardie, Tachypnoe, Blutdruckänderungen
    • Inkontinenz oder Harnblase, Harnverhalt
  • auffällige Laborbefunde - etwa:
    • extreme Kreatinkinase- CK- sowie Transaminasen- Erhöhung
    • Myoglobinurie (bei Rhabdomyolyse)
    • Leukozytose
    • metabolische Azidose

    Differenzialdiagnose

    Dem MNS ähnliche Bilder können auftreten bei:

    Behandlung

    Wichtigste Maßnahme und kausale Therapie ist das Absetzen des auslösenden Medikaments.

    Alle weiteren Maßnahmen sind eher unterstützend und beziehen sich auf die Sicherung der Lebensfunktionen (ggf. Beatmung, Rehydratation) und auf die Vermeidung weiterer Komplikationen (etwa durch Wadenwickel zur Fiebersenkung).

    An Medikamenten werden u. a. eingesetzt:
    • Heparin zur Thrombose- und Embolie- Prophylaxe
    • Benzodiazepine zur Muskelrelaxation, auch zur Sedation
    • Dantrolen zur Beherrschung der Muskelrigidität (siehe maligne Hyperthermie)
    • Amantadin oder Bromocriptin zur Behebung der Akinese und der Parkinson-Symptome

    Verlauf und Prognose

    Das MNS beginnt meistens hochakut und fulminant. Die Eintrübung, sowie besonders Muskelstarre und Fieber können dabei rasch zunehmen und schnell eine lebensgefährliche Dekompensation (Endpunkt: Multiorganversagen) bewirken. Das maligne neuroleptische Syndrom muss darum auf der Intensivstation behandelt werden.

    Die Letalität des MNS beträgt unbehandelt bis 20 Prozent. Sie ist in letzter Zeit rückläufig.
    Entscheidend für den Verlauf des MNS sind:
    • das Erkennen der Erkrankung, und
    • das sofortige Absetzen des Neuroleptikums.

      Die Dauer einer MNS-Erkrankung beträgt insgesamt etwa 5 bis 10 Tage.

      Ein malignes neuroleptisches Syndrom kann in der Zeit nach überstandener Erkrankung besonders schnell wieder auftreten. Daher kann jegliche neuroleptische Medikation nur extrem vorsichtig wieder aufgenommen werden, möglichst mit niederpotenten Stoffen oder atypischen Neuroleptika und in niedrigen Dosen.

Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

Technische Realisierung von krankheiten.de durch die TYPO3 Agentur Berlin Online Now! GmbH
 
Impressum / Datenschutz
 

 

Wir verwenden Cookies, um Funktionalität der Website zu ermöglichen. Durch die weitere Nutzung unserer Website erklären S ie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Seite Datenschutzerklärung.